Die neuesten Ergebnisse der EU Kids Online Studie zeigen, dass viele Kinder Altersbeschränkungen von Sozialen Netzwerken schlicht ignorieren. Eine der Autorinnen von EU Kids Online, Elisabeth Staksrud, schlägt vor, die Altersbeschränkungen wegen ihrer nachgewiesenen mangelnden Effektivität fallen zu lassen, auch wenn das zu einem starken Anstieg der jungen Nutzerinnen und Nutzer führen würde. Stattdessen sollten die Sozialen Netzwerke dann dem jeweiligen Alter des Kindes entsprechende Sicherheitseinstellungen bereitstellen.

Dieser Forderung schließe ich mich mit einer Einschränkung an: Noch besser wäre es nämlich, wenn alle Nutzerinnen und Nutzer Sozialer Netzwerke als Standard die weitreichendste Sicherheitseinstellung hätten. So könnten weniger medienkompetente User davor bewahrt werden, ohne ihr Wissen in den Ergebnissen von Suchmaschinen aufzutauchen, Nachrichten von Fremden zu erhalten und auf diesem Weg Opfer von Phishing-, Scamming- oder sonstigen Attacken zu werden. Jeder, der für andere als seine direkten Kontakte sicht- und erreichbar sein möchte, wäre außerdem gezwungen, sich mit den Sicherheitseinstellungen zu befassen.

In Deutschland haben viel weniger Kinder im Alter von neun bis 12 Jahren ein öffentlich sichtbares Profil als im europäischen Vergleich. Vermutlich liegt das unter anderem an der guten Praxis von SchuelerVZ, wo die meisten deutschen Kinder angemeldet sind. Die Sicherheitseinstellungen sind dort nämlich standardmäßig so eingestellt, dass nur ein eingeschränktes Profil mit Profilbild, dem Namen und der Schule öffentlich zugänglich ist. Immer mehr Kinder gehen aber auch zu Facebook, deren Privatsphäre-Einstellungen ja schon des Öfteren in der Kritik standen und selbst für erwachsene Nutzer ziemlich undurchsichtig sind. Ich würde es deshalb eine europaweite Einigung begrüßen, die auch andere Anbieter von Sozialen Netzwerken dazu brächte, hohe Sicherheitseinstellungen zum Standard zu machen.

Überblick über einige Ergebnisse der Studie

In Deutschland geben gut ein Viertel aller befragten Kinder im Alter von neun bis 12 Jahren an, ein Profil in mindestens einem Sozialen Netzwerk zu haben. Die große Mehrheit davon nennt SchuelerVZ als bevorzugten Anbieter, wo das Mindestalter für eine Anmeldung eigentlich 12 Jahre ist. Die deutschen Kinder in dieser Altersgruppe liegen bei der Nutzung von sozialen Netzwerken allerdings weit unter dem europäischen Durchschnitt von 38 Prozent.

Das ändert sich jedoch, wenn man die Gruppe der 13- bis 16-Jährigen betrachtet: Europaweit sind durchschnittlich 77 Prozent von ihnen bei einem Sozialen Netzwerk angemeldet, unter den befragten deutschen Jugendlichen immerhin 72 Prozent. Auch hier dominiert SchuelerVZ und wird von 46 Prozent als bevorzugter Anbieter genannt. In den meisten anderen untersuchten europäischen Staaten ist Facebook Marktführer, genauer in 17 von 25. Insgesamt nennen 57 Prozent der befragten Kinder und Jugendlichen von neun bis 16 Jahren Facebook als ihr einzig oder bevorzugt genutzes Soziales Netzwerk.

Wenn es um das Wissen hinsichtlich Sicherheitseinstellungen geht, stechen die ganz jungen Nutzer von SchuelerVZ im europäischen Vergleich positiv hervor. Nur 11 Prozent der neun- bis 12-jährigen Deutschen haben ein öffentliches Profil. Europaweit sind es 29 Prozent. Bei den 13- bis 16-Jährigen liegen die deutschen Jugendlichen wiederum im Durchschnitt: ein knappes Viertel (24 Prozent) hat sein Profil nicht geschützt, insgesamt tun das in Europa 27 Prozent.

Die Studie zeigt auch, dass Verbote oder Einschränkungen durch die Eltern zumindest bei jüngeren Kindern noch fruchten. Die deutschen Eltern sind im europäischen Vergleich die restriktivsten: Mehr als ein Drittel verbietet ihren Sprösslingen die Nutzung Sozialer Netzwerke, ein gutes Viertel kontrolliert die Nutzung. Nur 36 Prozent erlegen ihren Kindern keinerlei Beschränkungen in diesem Hinblick auf – so wenige wie in keinem anderen der untersuchten Länder.

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